Keelung

Taiwan, August 2018

Heute war mein letzter Tag auf der Hauptinsel Taiwan angebrochen. Am Abend möchte ich mit der Fähre auf die Matsu Inseln fahren, welche in Keelung ablegt. Ich bin früh in Taipei aufgestanden, meine Unterkunft lag zentral gelegen in der Stadt, deshalb galt es erstmal, der Stadt zu entkommen.
Bisher bin ich Größere Strecken nur mit dem Zug gefahren, doch ich habe mein Fahrrad nicht ohne Grund aus Deutschland mitgebracht. Im Vergleich zu China empfand ich Taiwan als ein ruhiges gemütlicheres Land. Die Rolltreppen fahren gefühlt nur halb so schnell und die Leute wirken wesentlich ruhiger. Auch wie in China gibt es hier fast überall Radwege oder Schutzstreifen.
Nach etwa 40 km Fahrt kam ich in Badouzi, einem kleinen Ort, etwa 7 km östlich von Keelung an der Küste an. Hier gibt es ein besonderes geologisches Phänomen. Über Jahrtausende hat das Meer hier eine besondere Felsenküste geschaffen. Im weichen Sandstein befinden sich immer wieder größere Härtere Steine, welche dafürsorgen, dass die Steinküste ungelichmäßig abgetragen wird.
Der Ort heißt "皇帝殿 萬人堆", was übersetzt so viel wie "Palast des Kaisers" bedeutet. In Englische wird er aber auch häufig mit "Elephant Rock" übersetzt, was eine Anspielung darauf ist, dass manche Felsen so aussehen wie ein riesiger Elefantenfuß.
Ich habe die Aüssicht genossen und den Ort genutzt, um eine Brotzeitpause zu machen, bevor ich mich aufgemacht habe, weiter in Richtung Keelung.
Ich bin an der Küste entlang gefahren. Die Nachbarortschaft Zhengbin ist bekannt für ihre bunten Reihenhäuser, welche den Hafen schmücken. Kleine Fischerboote schaukeln davor im Wasser und im Hintergrund sieht man die Schornsteine von Keelung.
An der Straße reiht sich eine Hafenwerkstatt an die nächste, es riecht nach Maschinenöl und Fisch. In den kleinen Ziegelhäuschen stapel sich Ersatzteile, Maschinen und Seilwinden bis unters verrußte Dach.
In Keelung angekommen wollte ich gleich ein Ticket für meine Fähre kaufen. Mir wurde gesagt, dass der Ticketverkauf erst zwei Stunden vor Abfahrt beginne, deshalb habe ich beschlossen, noch ein wenig den Hafen zu besichtigen.
Ich bin auf einen alten Treibstofftank am Rande des Hafens geklettert, von dort hat man eine tolle Aussicht über den Hafen. Auf der linken Seite befindet sich das Containerterminal, es handelt sich um den wichtigsten Seehafen in Taiwan. Ohne Unterlass wurden Schiffe be- und entladen.
Auf der rechten Seite befindet sich die Stadt Keelung und der Passagierhafen. Ein großes Kreuzfahrtschiff zog gerade die Leinen, um in See zu stechen. Ich blieb nicht lange alleine auf meinem Aussichtsposten. Eine Gruppe lokaler Fotografen aus Keelung gesellte sich dazu, um das Auslaufen des Schiffes zu fotografieren. Sie sagten mir, so ein großes Schiff lege hier selten an und es sei ein besonderer Moment für sie.
Zur Abenddämmerung verabschiedete ich mich, um zu meinem Schiff zu kommen, welches am Westterminal anlegte. Ich war der einzige ausländische Tourist. De rGroßteil der Passagiere waren von der Taiwanesischen Armee. Das Ziel der Fähre, Nangan auf den Matsu-Inseln ist in SIchtweite des chinesischen Festlandes. Es kommt hier immer wieder zu Spannungen zwischen Taiwan und China. Bis vor wenigen Jahren waren die Inseln für Ausländer Sperrgebiet, doch langsam öffnen sie sich dem Tourismus.
Um kurz nach Zehn Uhr setzte sich das Schiff in Bewegung. Wir fuhren vorbei am hell beleuchteten Containerterminal und verließen Keelung.
Ich hatte eine Kajüte für mich und konnte mich nach der Fahrradfahrt duschen und gut ausruhen. Die See war sehr ruhig. Am Morgen kurz nach Sonnenaufgang erreichten wir Nangan, aber davon schreibe ich in meinem nächsten Bericht.
Ich muss sagen, ich habe das Land total unterschätzt und wenn ich wieder komme, werde ich mir mehr Zeit nehmen. Ich kann jedem empfehlen, die Gegend um Keelung zu besuchen. Nordwestlich von Keelung gibt es ein Vulkangebiet, welches landschaftlich sehr schön sein soll und sogar heiße Quellen bietet.

Karte der Fahrt:

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