Der Weltraumbahnhof Baikonur

Kasachstan, September 2018

Im Sommer 2018 hatte ich die Gelegenheit, den Weltraumbahnhof und die gleichnamige Stadt Baikonur zu besuchen.
Genau genommen hatte ich nicht ganz die Gelegenheit, aber mehr dazu weiter unten.

Ich kam früh am Morgen mit dem Nachtzug in Toretam an. Toretam ist eine Kasachische Stadt, welche sich direkt neben Baikonur befindet.
Mein Fahrrad konnte ich mit von Deutschland aus mitnehmen und so machte ich mich im Sonnenaufgang auf den Weg.

Russland mietet die Stadt Baikonur von Kasachstan. Es handelt sich um eine sogenannte geschlossene Stadt. Man benötigt zum Betreten ein spezielles Visum. Um die Stadt herum befindet sich, ähnlich wie ehemals um Berlin eine Betonmauer. Es gibt mehrere Checkpoints, welche gut bewacht werden. Da ich kein Visum besaß, gab es für mich hier kein Vorbeikommen, doch ich wäre nicht ich, wenn ich keinen Plan hätte...

Ich machte mich auf in den Kasachischen Vorort Akay westlich angrenzend an Baikonur und radelte zum Nordufer des Flusses Syrdarja. In einem Internetforum hatte ich gelesen, dass Einheimische hier einen unbewachten Trampelpfad nutzen, um an den Kontrollen vorbei in die Stadt zu gelangen. Dieser ist auch klar auf Satelitenbildern zu erkennen.
Ich hatte Glück und der Weg war tatsächlich frei. So setzte ich nach einem kurzen Picknich am Fluss meine Erkundungstour in der Stadt fort.
Update 2023: Der Stadtsüden ist inzwischen durch einen Zaun gesichert. Dadurch ist er nun erheblisch schwerer, in die Stadt zu kommen.

Wie in jeder typischen sowjetischen Planstadt gibt es auch in Baikonur im Stadtpark ein Riesenrad. Baugleiche Riesenräder findet man noch heute in vielen Ostblockstädten. Am bekanntesten ist wohl das in Prypjat bei Tschernobyl.

Im Zentrum der Stadt am Leninplatz befindet sich das Roskosmos-Gebäude (Stab des Baikonur-Kosmodroms). Auf dem Platz werden bei Starts die Kosmonauten verabschiedet, bevor sie zum Startplatz gebracht werden.
Neben dem Gebäude befindet sich das Baikonur-Kommunikationsmuseum, welches jedoch leider geschlossen hatte.

Sie Stadt ist vollgestopft mit Denkmälern. Hier ein Foto von einem Fahrrad und mir vor dem Denkmal der Sojus-Rakete. Da kommt man sich als Mensch ganz schön klein vor. Jeder der Rang und Namen hatte, ist in Baikonur mit einem Denkmal verweigt. Es gibt Denkmäler für alle Sowjetischen Raketentypen, Denkmäler für die Missglückten Starts aber auch absurde Denkmäler, wie das Denkmal der Telemetrieantennen. Eine Zusammenstellung finden Sie unten auf der Seite in der interaktiven Karte.

Am Bahnhof steht die alte Dampflock "EU" ausgestellt.

Ich verlies die Stadt unbemerkt wieder über den selben Weg, über den ich sie betrat. Am Stadtrat entdeckte ich diesen alten ausgemusterten Bus.

Nach der Stadtbesichtigung wollte ich noch den Weltraumbahnhof an sich sehen. Da man für diesen ebenfalls ein Visum benötigt, welches man als Tourist jedoch nicht so einfach bis gar nicht bekommt, entschied ich mich abermals für eine Tour abseits (so dachte ich) der überwachten Wege.
Ich fuhr zuerst zum 20 km östlich gelegenen Ort Djurmentjube und machte mich von dort über einen sandigen Feldweg auf Richtung dem alten Hangar, in welchem das Buran-Spaceshuttle sein Dasein fristet.
Mit viel Glück entging ich den Kontrollfahrten und konnte so ungestört ca. 25 km weit fahren.

Auf Höhe des Lounch Control Silo (R-36), dem ehemaligen Raketenstartplatz Nr. 111/1 endete mein Glück jedoch. Obwohl ich ohne Licht und im Schutz der Dunkelheit fuhr, wurde ich entdeckt und vom russischen Militär zurück in die Stadt gefahren. Ich gab mich als Tourist aus und sagte ihnen, ich hätte mich verfahren. Mir wurde erklärt, dass es sich um ein militärisches Sperrgebiet handelt. Meine Fotos wurden gelöscht, jedoch konnte ich sie nach meiner Ankunft in Deutschland wiederherstellen. Am nächsten Tag fuhr ich weiter nach Shetpe ans Kaspische Meer.



Karte von Baikonur:

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