Zelten im Moor

Polen, September 2020

Der zweite Tag meiner Radtour durch Polen war auch gleich einer wenn nicht sogar der Tag mit der weitesten Strecke. Ich hatte mir vorgenommen, von der Küste bei Danzig etwa 113 km ins Landesinnere zu fahren. Die im vorraus geplante Route führte mich bei gutem Wetter meist über kleinere Landstraßen durch duch das polnische Hinterland.
Am frühen Vormittag erreichte ich die Kleinstadt Lębork (Lauenburg) mit ihren wunderschönen Backsteinfassaden. Nach einem kurzen Frühstück ging es weiter nach Bytów. Es war auf den von mir ausgewählten Straßen nur wenig Verkehr, teilweise kam mir eine halbe Stunde lang niemand entgegen. Es waren viele Abschnitte durch Wälder dabei und ich beschloss, in einem dieser Wälder abends zu zelten und den ungetrübten Sternenhimmel zu fotografieren.
Am späten Nachmittag entdeckte ich im Wald zwischen Upiłka und Lipczynek auf der linken Seite einen kleinen sandigen Hügel, welcher mit Heidekräutern bewachsen war. Die blühenden Sträucher funkelten im Sonnenlicht. Hinter dem Sandhügel öffnete sich mir eine flache lichte Senke im Wald, in der Mitte gab es ein paar flache Wasserstellen, umgeben von gelb leuchtenden Seggen und Torfmoos. Ich hatte ein kleines Moor entdeckt.
Da es bald dunkel wurde, beschloss ich, an diesem Ort zu bleiben. Ich suchte mir eine relativ trockene Stelle am Ufer und spannte mein Zelt zwischen den Bäumen. Danach machte ich mich auf Erkundungstour am Rande des Moors.
Zwischen den Seggen hat eine Spinne ein kompliziertes Netz gespannt, welches im abendlichen Licht der untergehenden Sonne glitzerte. Behutsam lief ich weiter, um möglichst nichts zu beschädigen.
Besonders meine Aufmerksamkeit erregten die vielen kleinen Sonnentaupflänzchen, welche sich überall im Moor verbreitet hatten. Ich hatte zuvor noch nie eine fleischfressende Pflanze in der Natur gesehen und es war ein besonderes Erlebnis für mich.
Ich war sehr müde von der langen Fahrt und verzichtete deshalb darauf, nachts Fotos des Sternenhimmels zu machen. Stattdessen schlief ich recht bald ein.
Am nächsten Morgen stand ich dafür ebenso bald wieder auf und stzte meine Fahrt fort. Leider hatte ich am Morgen nicht ganz so viel Glück mit den Wegen. Aus der Straße wurde eine Sandpiste und ich hatte Schwierigkeiten, nicht stecken zu bleiben.
Zum Glück war dieser Streckenabschnitt recht bald wieder vorbei. Am Ortseingang der nächsten Ortschaft führte die geteerte Straße weiter. Am Straßenrand entdeckte ich ein paar bunt gestrichene Briefkästen. Sie waren großteils sogar noch in Verwendung. Ich beschloss, hier zu frühstücken, bevor ich mich aufmachte zu meinem nächsten Tagesziel...

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