Rote Tropfsteine und kalter Canyon
Albanien, September 2023
Der vermutlich abenteuerlichste Teil unseres Urlaubs war der Besuch des Holtes Canyons und der Kabashithöhle.Der Kanionit i Holtës (Holtë Canyon) ist touristisch kaum bekannt und noch weniger haben dieses Wunder gesehen, das weniger als zwei Stunden von Berat entfernt liegt. Die Kabashithöhle ist eine von vielen Höhlen in der Region, die 2018 erstmals vermessen wurden. Am Nördlichen Flussufer schlängelt sich eine enge kurvige Schotterstraße 700 Höhenmeter hinauf zur Ortschaft Kabash. Mit einem VW-Golf ist die Strecke nicht zu empfehlen und als wir aufsetzten und Öl verloren, waren wir froh, dass jemand vorbei kam und uns kurzerhand abschleppte. Er ruf sogar für uns bei der nächsten Werkstatt an und eine halbe Stunde später und nach 20 Euros fuhr unser Auto wieder. Wir fuhren zurück zum Canyon, wo wir das Auto abstellten, erstmal Mittagspause machten und uns dann zu Fuß auf die 6 km lange Wanderung machte. Keine halbe Stunde später gegen halb zwei kam ein Kleinbus vorbei und für 200 Lek pro Person befanden wir uns kurzerhand später 700 Höhenmeter weiter oben am Beginn des Wanderwegs zur Kabash-Höhle beim Cafe Nardi. Der Wanderweg ist mittelmäßig gut markiert. Er führt von dem Cafe in der Ortschaft zum Rand des Canyons und dann entlang eines Geröllfeldes unterhalb der Kalksteinklippe runter zur Höhle. Insbesondere auf dem Geröllfeld ist es hilfreich, sich eine Offlinekarte z. B. von Komoot herunterzuladen, um den Wanderweg und den Eingang zur Höhle zu finden. Die Kabash Höhle erreichten wir nach knapp einer Stunde gemütlicher Wanderung. Sie ist insgesamt 640 Meter lang. Der Eingang ist gut versteckt im Dickicht im Geröllfeld. Neben der Kabashithöhle befinden sich am Nordufer des Canyons noch die die 125,6 m lange Ariuthöhle (Shpella e Ariut), die 116 m lange Zgardamenehöhle (Shpella Zgardamene) und die mit 1539 m lange und ganze 284 m tiefe Avulithöhle (Shpella Avulit), welche nur noch von der über 700 Meter tiefen und noch nicht vollständig erforschten Barrutit-Kaceverrit-Höhle (Shpella Barrutit-Kaceverrit) auf der Südseite des Canyons übertroffen wird. Die Kabashithöhle ist jedoch die größte und Speläologisch interessanteste Höhle, welche ohne Kletterausrüstung besichtigt werden kann. Nicht nur ist sie reich an Trofsteinen, sie wird auch von Schwefelhaltigem lauwarmen Thermalwasser durchströmt und bildet so einen surrealen Lebensraum für Bakterienkolonien, welche wie ein roter Schleim von einem fremden Planeten die Tropfsteine in ewiger Dunkelheit besiedeln. Auf dem Rückweg zum Cafe entdeckten wir am Wegrand eine Griechische Landschildkröte. Im Cafe haben wir uns einen Tee zum Aufwärmen und ein Abendessen geholt. Alles wurde frisch zubereitet. Wir hatten einen Bunten Salat, frischen Ziegenkäse, Feigenmarmelade, Omlet und Weißbrot für drei Personen für umgerechnet 13 Euro. Wir durften sogar auf der Wiese neben dem Cafe zelten. Am nächsten Morgen um 07:20 Uhr fuhren wir mit dem Bus wieder runter zum Canyon. VOn der Straße sind es etwa 15 Minuten bis zum Eingang des Canyons zu laufen. Der Canyon erstreckt sich entlang von 3 Kilometern mit steilen Ufern von bis zu 100-150 Metern Höhe und einer Wassertiefe von bis zu 3 Metern. Er verfügt über mehrere kleine Thermal und Schwefelquellen. Ein Thermalschwimmbad befindet sich am Eingang zum Canyon, ein großes Schwefelbecken ist etwa fünf Minuten im Canyon drinnen. Das Wasser ist eher lauwarm, aber trotzdem angenehm. Es gibt noch mehrere Quellen mit wärmeren Wasser, die jedoch zu klein zum Baden sind. Der Canyon ist besonders zwischen Frühling und Herbst beliebt, wenn das Wasser niedrig genug ist, um ihn zu durchqueren. Wir waren Anfang September dort und trotz des extrem niedrigen Wasserstandes mussten wir mehrere Passagen schwimmen. Das Wasser war eiskalt und so drehten wir nach einer Stunde wieder um. Ein markantes Merkmal des Kanyons ist die enge Durchgangsstelle zwischen den Klippen, die eine isolierende Wirkung hat und das Gefühl vermittelt, von der übrigen Welt abgeschnitten zu sein. Zum Schluss kam sogar noch die Morgensonne zwischen den Wolken hervor und ließ die schmalen Felswände goldgelb erstrahlen.
Karte von Kabash und Elbasan: