Eine der größten Schluchten Europas

Albanien, August 2023

Der Nivica Canyon ist mit 40 km Länge einer der längsten und größten Canyons Europas.
Seit kurzem ist die Gebirgsregion über eine Passstraße von Vlora aus zu erreichen.
Diese ist auf Google Maps nur mit einem Marker "New Asphalt Road to Vlora" gekennzeichnet. In die andere Richtung kann man auch auf einer brandneuen Straße nach Tepelene fahren. Die Fahrt über die schmale passstrasse dauert je gut eine bis eineinhalb Stunden. Es fahren auch mehrere Kleinbusse.
Da es in der Nacht zuvor ein starkes Sommergewitter mit mehreren Erdrutschen gab, konnten wir nicht direkt von Vlora, sondern mussten über Tepelene fahren. Doch bereits am späten Vormittag war die Straße passierbar. Die Region ist Touristisch noch nicht so gut erschlossen. Auf der Fahrt zum Canyon sind uns mehrere Denkmäler aufgefallen, einmal das Denkmal an den Kommunismus und eines an den zweiten Weltkrieg. In der Region scheinen wohl viele Menschen im Krieg gestorben zu sein.
Es gibt mehrere Wanderwege in und um den Canyon. Als Ausgangpunkt für unsere Wanderung diente die Ortschaft Nivica. Hier befindet sich ein Wanderparkplatz und eine Informationstafel mit verschiedenen Wanderwegen. Man kann dogar die gesamte Strecke bis nach Tepelene laufen.
Der Abstieg in den Canyon dauert etwa 30 bis 45 Minuten. man benötigt hierfür keine besondere Ausrüstung außer gutes Schuhwerk. Vom Wanderparkplatz geht es zur Ruine des "Nivica Castle". Der Weg ist gut markiert, doch es ist trotzdem hilfreich, Openstreetmap als Offlinekarte dabei zu haben.
Bereits auf dem Abstieg wird man mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. In alle Richtungen ragen steile Felswände empor und überall hört man das Rauschen diverser Wasserfälle. Es strömt einem der Duft von frischen Kräutern entgegen. Es scheint, als sei dieser Canyon der Geburtsort der Mediteranen Gewürze. Von Salbei über Thymian und Minze bis Oregano findet man hier alles.
Wir sind bis zum Bach gelaufen, welcher den "Ujevara e Vinjes" (Vinjes Wasserfall) speißt und dort unsere Mittagspause gemacht. Der Bach ist sehr klar,, wir haben das Wasser zum Kochen verwendet.
Das Wasser bildete zwischen den Felsen ein kleines Becken und ich nutzte die Gelegenheit, mich mit einem kalten Tauchbad ein wenig von der Mittagshitze abzukühlen.
Am Rückweg sind wir noch am Gusmar-See, einem kleinen Stausee an der neuen Passstraße nach Vlora vorbeigefahren. Das Ufer des Sees ist etwas mit Wasserpflanzen zugewachsen, dafür ist das Wasser etwas wärmer als im Gebirgsbach und man kann mit Ausblick auf die schroffen Berggipfel Schwimmen gehen oder Picknick machen. Wir waren im Canyon und am See die einzigen Touristen weit und breit.
Am Abend sind wir nach Progonat gefahren, dort befand sich unsere Unterkunft (Progonat House). Die Unterkunft war sehr sauber und modern hergerichtet. Die Gastgeber haben uns sehr herzlich empfangen und uns den Weg zum Progonat Wasserfall (Ujëvara e Peshturës Progonat) gezeigt, zu dem wir dann zum Sonnenuntergang gelaufen sind. Von der Unterkunft läuft man auf einem kleinen Wanderweg etwa 20 Minuten in den Canyon hinein. Man wandert Aufwärts in Richtung des Knicks der Passstraße nach Tepelene. Der Wasserfall hat mehrere Kaskaden. Das Wasser strömt durch ein Felsentor hindurch in ein klares kühles Becken. Entlang der geteerten Straße ist man in 15 Minuten wieder zurück in der Ortschaft.
Am nächsten Morgen sind wir weiter gefahren in Richtung Tepelene. Auf dem Weg befindet sich das Ali-Pasha-Aquädukt, welches früher Wasser für die Festung von Ali Pasha über das Tal befördert hat.


Karte von der Region um Progonat:
zur Webseite der Tourismusbehörde

Weitere Artikel

© Veit Götz 2012 - 2024
Impressum
Datenschutz
Statistiken
Spenden