Silvester auf den Lofoten
Norwegen, Januar 2025
Nach der Hüttenwanderung in Lappland über Weihnachten sind wir zurück in Schweden, genau genommen in der Grenzstatt Haparanda-Tornio. Heute wollen wir mit dem Zug nach Narvik fahren. Öffentlicher Nahverkehr ist hier sehr schlecht ausgebaut, um in der Früh vom Hotel in der Innenstadt zum Bahnhof Haparande zu kommen, müssen wir ein Taxi nehmen. Wir fahren um 07:40 Uhr los und kommen dank der Zeitzonendifferenz um 06:50 Uhr am Bahnhof an. Der Erste Zug führt und bis nach Boden, dort steige wir in den aus Stockholm kommenden Nachtzug nach Narvik um. Ein paar Tage vorher haben wir eine E-Mail von der Schwedischen Bahn bekommen, das aufgrund der Witterungsverhältnisse der Zug nur bis Kiruna fährt und es keinen Schienenersatzverkehr geben wird aber uns wird für bis zu 2000 SEK pro Person ein Taxi bezahlt. Wir schreiben Taxi Kiruna und Taxi Narvik an. Aus Kiruna bekommen wir die Rückmeldung, dass sie keine freien Kapazitäten haben. Taxi Narvik bietet uns ein Taxi für 6000 SEK (umgerechnet 550 €) an. Nachdem alle Unterkünfte in Kiruna ausgebucht sind, ist das unsere einzigste Option. Wir bekommen die Info, dass sie mit einem schwarzen Kleinbus kommen.
Gegen drei Uhr Nachmittags kommen wir in Kiruna an. Am Bahnhof steht ein Denkmal zu Ehren der Arbeiter, die diese Bahnstrecke gebaut haben. Die Bahnstrecke nach Narvik ist die zweitnördlichste der Welt. Am Bahnhof stehen mehrere Taxis, alle steigen ein, nach ein paar Minuten fährt ein schwarzer Kleinbus vor, der Fahrer spricht ein paar Worte Englisch und gibt uns zu verstehen, dass er nach Narvik fährt. Wir steigen mit fünf weiteren Leuten ein. Nach knapp einer halben Stunde Fahrt bekommen wir einen Anruf von Taxi Narvik, wir sind anscheinend ins falsche Taxi eingestiegen. Die beiden Taxifahrer klären das untereinander und wir können im Taxi weiter fahren. Der Fahrer unseres Taxis ist von Taxi Kiruna, er erklärt uns, dass sie aufgrund des Schneesturms aktuell keine Kunden über die Grenze fahren dürfen auf die Gefahr hin, dass die Passstraße geschlossen wird und sie nicht mehr zurück kommen. Aber es ist sein letzter Arbeitstag vor seinem Urlaub und deswegen kann er uns bis Narvik fahren. Nachdem die anderen Mitfahrenden in Abisko ausgestiegen sind, sitzen wir noch zu Dritt im Taxi. Kurz vor der Grenze hält er an einer Raststätte an und wir können nochmal schwedische Süßigkeiten und günstige Lebensmittel kaufen, bevor wir nach Norwegen einreisen. Ein paar Meter vor der Grenze bezahlen wir die Fahrt (1450 SEK pro Person) und fahren dann ohne Taximeter bis nach Narvik.
Nach gut zwei Stunden Fahrt über den vereisten Bergpass kommen wir in der Küstenstadt Narvik an. Ein Güterzug fährt im Bahnhof ein, diesen haben wir vorher in Kiruna losfahren sehen. Die Strecke ist zwar gesperrt, aber nicht für Güterzüge. EIn paar Personenzüge sind in Narvik gestrandet, diese werden für die nächsten paar Tage nicht von hier weg kommen.
Narvik ist eine hauptsächlich industriell geprägte Stadt, der Hafen ist auch der Grund, weshalb die Zugstrecke überhaupt bis hierher in den Norden gebaut wurde. Von hier aus wird das Erz aus Kiruna exportiert.
Wir sind ziemlich geschafft von der langen Fahrt und nehmen daher den nächsten Stadtbus zu unserer Unterkunft etwas außerhalb von Narvik. Mit dem Stadtbus fahren wir knapp 20 Minuten. Wir waren in einem umgebauten Bauernhaus untergebracht. Die Unterkunft kann hier gebucht werden. Obwohl wir nur eine Nacht blieben, war es eine der besten Erfahrungen, die wir in einer Unterkunft je hatten. Das Zimmer ist innerhalb der Wohnung der Gastfamilie und besitzt eine eigene Kochecke. Das Badezimmer teilt man sich mit der Familie, wir durften abends die Sauna mitbenutzen. Nebenan ist ein Pferdestall und von der Unterkunft aus kann man tolle Wanderungen unternehmen. Die Familie besitzt einen kleinen Hund und hat uns herzlich empfangen.
Am nächsten Tag machen wir früh eine kleine Wanderung, am späten Vormittag hat uns die AirBnB Besitzerin nach Narvik gefahren und erkunden die Stadt. Wir dürfen unser Gepäck beim Café in der Bibliothek deponieren. Es ist ein sehr windiger und schneereicher Tag, nicht gerade geeignet für Sightseeing. Es ist so düster, dass die Straßenlaternen den ganzen Tag über an bleiben.
In Narvik gibt es ein Museum, welches sich mit Narviks strategischer bedeutung als Hafen für den Erzexport und die Angriffe durch Deutschland im zweiten Weltkrieg widmet.
Nach dem Mittagessen habe ich noch einen kleinen spaziergang zum Hafen gemacht. Neben dem Containerhafen gibt es einen kleinen Bootshafen mit vielen kleinen booten. Die warmweißen Lichter der Straßenlampen spiegeln sich im Wasser.
Am Nachmittag sind wir weiter auf die Lofoten gefahren. Der Bus Nr 300 fährt zwei mal täglich und verbindet Narvik mit den Lofoten. Nur ein paar Tage vorher gab es ein tödliches Busunglück. Durch den Schneeregen waren die Straßen glatt. Am beeindruckensten fand ich, dass die Strecke teils durch komplett vereiste Tunnel führt, welche unter dem Meer verlaufen und die einzige Verbindung zwischen einigen der Inseln darstellen. Der Busfahrer fuhr sehr vorsichtig und beendete die Fahrt aufgrund des Wetters vorzeitig in Svolvær.
In Svolvær hatten wir ein AirBnB gebucht. Unsere Unterkunft war relativ nah am busbahnhof. Die Stadt lässt sich gut zu Fuß erkunden. Im Nordosten der Stadt gibt es einen kleinen Segelboothafen. Als ich am Vormittag gegen 10 Uhr dort war, begann gerade die Morgendämmerung.
Es gibt viele Wanderwege um Svolvær, jedoch benötigt man im Winter mindestens Schneeschuhe und Grödel. Ich habe mich für den Wanderweg auf den Fløya entschieden.
Der Weg war ziemloich vereist. Ich war der einzige Wanderer. Der Weg führt durch einen lichten Wald und man hat immer wieder eine tolle Aussicht über die Stadt. Etwa auf halber Höhe bin ich wieder umgedreht, da der Schnee zu hoch war und ich selbst mit meinen Schneeschuhen zu sehr eingesunken bin.
Am nachmittag haben wir uns noch die Stadt erkundet. Das Wetter war sehr unbeständig und schwankte ständig zwischen Schneesturm und klarem Himmel. Im Zentrum von Svolvær
Am Abend erfuhren wir, dass der Bus, mit dem wir am Vortag gekommen waren, der letzte Bus war und der Verkehr aufgrund der glatten Straßen komplett eingestellt wurde. Nachdem wir hier festsaßen, machten wir uns einen entspannten Tag. Nach Absprache mit unseren AirBnB Host durften wir eine Nacht länger als geplant bleiben. Sie luden uns sogar abends an Silvester zum Essen ein und gaben uns eine Führung durch ihr Haus.
am Nachmittag bekam ich eine Benachrichtigung über die Polarlicht App, dass die Sonnenaktivität relativ stark ist und in etwa einer Stunde Polarlichter zu erwarten sind. Aufgrund der Richtungsvorhersage machte ich mich auf den weg zum Fjelltur, einen Aussichtspunkt im Südwesten der Stadt.
Als ich ankam, wurde es bereits dunkel und man konnte die ersten Polarlichter sehen. In echt sehen Polarlichter nicht so hell und farbig aus, wie auf Fotos. Man kann zwar die Farbe erkennen, es ist jedoch eher ein helles Leuchten und schwache Polarlichter sehen eher aus wie Wolken, nur bei starken Polarlichtern kann man die Farbe mit bloßem Auge sehen.
Die Lichter tanzen sich langsam über den Himmel und variieren dabei in Form und Intensität. Ich war alleine an dem Aussichtspunkt. Von unten leuchtete die Stadt und über mir die Sterne und die grünlichen Lichter.
Als ich gerade schon gehen wollte, kamen nochmal lichter über den bergen im Norden auf.
Die Polarlichter tauchten die Landschaft in ein kühles difusses Licht. So schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Den restlichen Abend verbrachten wir bei der Gastfamilie und feierten gemeinsam Silvester.
Am ersten Januar entschied ich mich, auf den Tjeldbergtind zu wandern, welcher angeblich einen guten Rundum-Ausblick bietet und auch im Winter bestiegen werden kann. Mit meinen Schneeschuhen machte ich mich von dem Aussichtspunkt aus, an welchem ich gestern die Polarlichter beobachtete, auf den Weg.
Der Aufstieg, welchen ich wählte, war vor allem im oberen Bereich recht verweht und steil, aber nach etwa zwei Stunden kam ich oben an und es bot sich mir eine wunderschöne Aussicht über Svolvær und das Nordmeer.
Oben traf ich noch zwei Wanderer, welche über die flachere Nordflanke aufgestiefen waren. Am Horizont konnte man fast schon die Sonne erahnen, welche es jedoch auch heute nicht über den Horizont schaffte. Unten an der zerklüfteten Küste konnte ich das Fischerdorf Kabelvåg erkennen.
Am Gipfel habe ich mich etwas ausgeruht und zu Mittag gegessen. Für den Abstieg habe ich mich für die flachere Nordseite entschieden. Dieser Weg war wesentlich einfacher.
Am Nachmittag machte ich noch einen Abstecher zu den Fish-Drying-Racks von Svolvær. Diese befinden sich auf einer vorgealgerten Insel im Südosten der Stadt, welche über eine Brücke mit dem Rest von Svolvær verbunden ist.
An den Holzgestellen werden Fische über den Winter zum Trocknen aufgehängt. Trotz der Minusgrade trocknen die Fische an der trockenen eisigen Luft durch Sublimation.
Ganz am südlichen Ende der Insel befindet sich ein künstlicher Wellenbrecher und davor auf einem Felsen eine mit gelben Natriumdampflampen beleuchtete Statue. Die Stadte hat übersetzt den Namen "Des Fischers Frau" und schaut mit eisernem Blick hinaus aufs offene Meer.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter mit dem Bus 300 nach Reine ganz im Süden der Lofoten.
Die Straßen waren immer noch komplett vereist und der Bus kam während der Fahrt auch mal etwas ins Schlingern aber zum Glück bauten wir keinen Unfall. Auf der einen Seite befindet sich eine verschneite Berglandschaft, auf der anderen ein eisiger Ozean und die Straße schlängelt sich entlang des schmalen Küstenstreifens. Bei Gegenverkehr muss einer in einer Haltebucht warten oder rückwärts bis zur nächsten Haltebucht fahren.
In Reine gibt es nicht so viele Unterkünfte. Wir kamen in einem Hostel am Ortsrand unter.
Vom Wohnzimmer des Hostels aus hatten wir einen fantastischen Blick auf den Fjord mit dem Dorf und den Bergen im Hintergrund.
Am Abend gingen wir wieder nach draußen, um Polarlichter zu beobachten
An dem Abend war es sehr bewölt, trotzem konnte man die Polarlichter zwischen den Wolken durchschimmern sehen.
Am späten Abend klarte der Himmel kurzzeitig auf und man konnte sogar die Sterne sehen. Am Horizont war das helle Schimmern der Stadt Bodø zu sehen.
Am nächsten Tag machte ich eine kleine Wanderung in Richtung Dorfzentrum. Auch in Reine werden Fische auf Holzgerüsten getrocknet.
Reine ist von schroffen steilen Bergen umgeben. Die Häuser stehen gedrängt an dem schmalen Küstenstreifen. Die Ortschaft lebt heute fast ausschließlich von Tourismus und etwas Fischfang. Trotzdem ist die Gemeinde eine der am stärksten verschuldeten in Norwegen. Man hat kürzlich beschlossen, eine Kurtaxe einzuführen, jedoch sind die meisten Leute, die nach Reine kommen Tagesgäste und übernachten in Svolvær.
Eine sehr bekannte Wanderroute in Reine ist der Aufstieg zum Reinebringen. Dieser Berg liegt Südöstlich des Dorfes und bietet einen schönen Ausblick über die zerklüftete Küste. Im Winter hängt es extrem vom Wetter ab, ob die Wanderung möglich ist und man benötigt Schneeschuhe und Grödel.
Im unteren Bereich gibt es kleinere Büsche und Bäume. Diese waren teils so zugeschneit, dass nur noch die Spitzen rausschauten. je höher ich kam, desto tiefer wurde der Schnee. Etwas oberhalb der Baumgrenze, etwa auf halber Strecke kam ich kaum noch vorwärts und das wetter verschlechterte sich. Am Horizont brauten sich dunkle wolken zusammen und der Wind nahm zu.
Ich beschloss, vorzeitig umzudrehen. Als ich wieder etwas weiter unten war, begann es zu graupeln. Durch den starken wind kam der Graupel fast seitlich und erschwerte die sicht erheblich. Ich war froh, dass ich nicht weiter den Berg aufgestiegen bin.
Zurück unten an der Küste machte ich eine kleine Brotzeitpause. Das Meer war aufgewühlt und man konnte das Salz in der eisigen Luft schmecken. So schnell wie der Sturm aufzog, so schnell verschwand er auch wieder.
Nachdem ich meine Wanderung abgebrochen hatte, machte ich noch einen Abstecher zum Hafen, um ein paar Aufnahmen mit der Drohne zu machen.
Das Wetter blieb zum Glück halbwegs stabil und auch der Wind hatte nachgelassen, so dass ich ein paar tolle Aufnahmen von Reine machen konnte.
Am nächsten Morgen mussten wir bereits früh aufbrechen, um die Fähre nach Bodø zu erwischen. Es war sehr wenig los. Trotz ruhiger See wurde ich leicht seekrank. Das einzige was mir half, war, nach draußen zu gehen, und die Sterne anzuvisieren.
Nach etwa drei Stunden ereichten wir Bodø. Der Artikel geht hier weiter.












































