Schneeschuhwanderung durch den Lønsdal Nationalpark

Norwegen, Januar 2025

In Norwegen gibt es, ebenso wie in Schweden und Finnland, offen zugängliche Schutzhütten. Diese besitzen in der Regel ein paar Schlafplätze, einen Ofen, ein Plumpsklo sowie ein Holzlager. Nachdem wir Silvester auf den Lofoten verbracht hatten, beschloss ich, noch eine Wanderung zur Storjordfjell-Hütte im Junkerdal-Nationalpark zu machen.

Nach einer dreistündigen Überfahrt von den Lofoten kamen wir mit der Fähre in Bodø an. Bodø ist eine 43.000 Einwohner Stadt an der Mündung eines Fjords. Mit der Fähre kommt man direkt neben dem Bahnhof an. Die Stadt lässt sich bequem zu Fuß erkunden. Als erstes haben wir einen kleinen Hafenspaziergang gemacht.

In Bodø gibt es ein paar architektonisch interessante Gebäude, so z. B. der Glockenturm der Domkirche. Die wurde im zweiten Weltkrieg bei einem deutschen Angriff zerstört und in den 50er Jahren aus Beton wieder aufgebaut. Der Turm besteht aus einem tragendem Exoskelet, gedeckt mit einem spitz in den Himmel ragenden Kupferdach.

Bodø war Europäische Kulturhauptstadt 2024. Es gibt diverse Kunst im öffentlichen Raum. Besonders schön fand ich ein Wandgraffiti, welches einen Jungen in winterkleidung zeigt, der auf dem Dach eines Schuppens in einer stadt aus Holzhäusern vor schneebedeckten Bergen steht und mit einer Sprühdose in der Hand Polarlichter an den schwarzen Himmel sprüht.

Bodø ist auch Endhalt der Bahnstrecke aus Trondheim, eine der schönsten Bahnstrecken der Welt, welche entlang der Küste von Norwegen verläuft. Es gibt schon länger Überlegungen, die Bahnstrecke bis nach Narvik zu verbinden. Im zweiten Weltkrieg wurde von Kriegsgefangenen begonnen, tunnel zu graben, diese wurden jedoch von den Arbeitern angeblich mit Absicht so krumm gebaut, dass sie nicht als Bahnstrecke geeignet sind. Noch heute kann man entlang der Straße von Narvik nach Bodø vereinzelte Löcher an den Berghängen erkennen.

Aufgrund eines Zugunglücks Ende Dezember gab es in Bodø Schienenersatzverkehr. und so ging es für mich mit dem Bus gen Süden ins Lonsdal in das Junkerdalsura Naturschutzgebiet im Junkerdal-Nationalpark. Vom Busfahrer wurde ich direkt am Wanderparkplatz (Nordland Nationalparkzentrum) bei Storjord raus gelassen.

Am frühen Nachmittag kam ich an. Das Besucherzentrum des Nationalparks hat während der Weihnachtsferien geschlossen. Ich machte mich gleich auf den Weg. Durch das Tal schlängelt sich der Fluss Luonosjåhkå.

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Vom Rastplatz aus schlängelt sich ein Wanderweg durch den verschneiten Wald. Es hat etwa -25°C. Ich bin ganz alleine unterwegs. Vereinzelt sehe ich die Scheinwerfer der wenigen Autos auf der vereisten Straße im Tal. Ansonsten überwiegt die Stille. Der verschneite Wald verschluckt alle Geräusche.

Es wurde recht bald dunkel. Mit jedem Höhenmeter wurde der Schnee tiefer. Trotz meiner Schneeschuhe kam ich nur langsam vorwärts.

Je weiter ich lief, desto schmaler wurde der Weg. Nach einiger Zeit, wanderte ich einfach nur noch nach GPS durch den Wald. Der Schnee reichte mir bis zur Hüfte, mit jedem Schritt sank ich tiefer ein. Ich zweifelte, ob es die richtige Entscheidung war, alleine bei diesem wetter eine solche Wanderung zu machen.

Ziel meiner kleinen Wanderung ist die Storjordfjellkoia, eine Schutzhütte, welche von der Nationalparkverwaltung betrieben wird. Vom Wanderparkplatz aus sind es nur gut 3 km und 300 Höhenmeter. Trotzdem brauchte ich für die Strecke knapp drei Stunden. Als ich ankam, war es bereits stockfinster.

Zunächst legte ich einen Weg von der Hütte zum Holzlager und dem Plumpsklo frei. Ich hackte etwas Holz, brachte es in die Hütte und schürte den Ofen ein. Meine nassen Klamotten hängte ich zum Trocknen auf. Die Hütte war tiefgefrohren. Es brauchte etwa sechs Stunden, bis es halbwegs warm war, dass ich meine Jacke ausziehen konnte.

Die Hütte besteht aus zwei Räumen, einem Aufenthaltsraum mit Ofen, Küche, Schrank und einem kleinen Tisch sowie einem Schlafraum mit Stockbetten. Die Hütte ist offen zugänglich und kann kostenfrei genutzt werden. Dem Hüttenbuch nach ist die Hütte vor allem im Sommer gut besucht, aber auch im Winter kommen ab und zu ein paar Menschen vorbei. An dem Tag blieb ich jedoch der einzigste. Ich kuschelte mich in meinem Schlafsack und schlürfte einen Tee vor dem knisternden Kamin, während es draußen schneite.

Kurz vor Mitternacht klarte es etwas auf und ich ging nach draußen, um Polarlichter zu beobachten.

Etwa eine halbe Stunde lang konnte ich die Polarlichter am Himmel sehen, mal stärker, mal schwächer tantzten sie über den Sternenhimmel.

Am Morgen machte ich mir einen Haferbrei zum Frühstück, löschte das Feuer im Kamin, putzte die Hütte und machte mich wieder auf den Weg zurück ins Tal. Über Nacht gab es nochmal eine dicke Schicht Neuschnee.

Ich folgte meinen Fußstapfen zurück ins Tal. Nach etwa zwei Stunden war ich zurück an der Straße. Per Anhalter fuhr ich zurück nach Fauske. Es war sehr einfach, per Anhalter zu fahren. Die Leute sind sehr freundlich und ich musste nicht lange warten, bis ich mitgenommen wurde.

In Fauske am Bahnhof gibt es ein kleines Café und eine beheizte Wartehallte, wo ich mich wieder etwas aufwärmen konnte. Ich schländerte noch etwas durch die verschlafene Kleinstadt. Ich sah einige Menschen, die auf Schlitten zum Einkaufen oder zur Arbeit fuhren. Diese Schlitten wrden hier als ganz normales Transportmittel genutzt.

Von Fauske aus ging es für mich mit dem Zug nach Trondheim, dem letzten Zwischenstopp vor meiner Rückfahrt nach Deutschland.


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